Margarethe Sachsenberg (1898-1978)

Margarethe Sachsenberg kam als erste Tochter des Kreisdirektors Ernst Sachsenberg und seiner Frau Anna Maria Siegfried am 1. November 1898 in Dessau zur Welt. Ihre Mutter entstammte einer wohlhabenden anhaltinischen Familie, deren Vorfahren als Juristen und Geistliche Grundbesitz in Dessau erwerben konnten, ihr Vater diente beim herzoglichen Hof. Daher gingen in der elterlichen 12 Zimmer-Dienstwohnung bis zum ersten Weltkrieg bekannte Persönlichkeiten ein und aus. Im wohlhabenden Elternhaus wurde Margarethe streng und unter der Aufsicht von Erzieherinnen gemeinsam mit fünf weiteren Geschwistern groß gezogen. Die Kinder erhielten eine gute musikalische Erziehung, und im Hause Sachsenberg wurden regelmäßig Musikstücke und Sinfonien aufgeführt.

Nach Kriegsende und den damit verbundenen finanziellen Verlusten der Familie änderte sich der Lebensstil sowohl im Elternhaus als auch in der Stadt Dessau; neben Offizieren, Juristen und Ärzten trafen sich nun bei Tanz- und Musikabenden auch Ingenieure der Junkers-Werke, Musiker und Künstler. Mit dem Erwachsenwerden trat Margarethe zunehmend in Opposition zum konventionellen Frauenbild ihrer Zeit und strebte nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Neben Musik und Sport interessierte sie sich für Steuer-, Rechts- und Wirtschaftsthemen und hörte hierzu Vorlesungen. Seit 1919 war sie für die herzogliche Verwaltung tätig und übernahm bei der Umwandlung des Hoftheaters in eine selbstständige Stiftung die Stelle der Intendanz-Sekretärin. Hier hatte sie erstmals zwischen dem Kunstbetrieb, der Organisation und der Verwendung von Finanzen und Zuschüssen zu vermitteln. Die hier erworbenen Fähigkeiten sollten die Voraussetzung für ihre späteren Tätigkeiten werden. Als 1926 das Bauhaus von Weimar nach Dessau umsiedelte und das neue von Walter Gropius entworfene Gebäude bezog, wurde Margarethe zur Geschäftsführerin dieser „modernen Hochschule für Gestaltung“ berufen. Dort arbeitete sie neben vielen bekannten Künstlern mit den drei Direktoren Gropius, Meyer und Mies van der Rohe zusammen, war ihnen aber in wirtschaftlichen Fragen nie unterstellt, sondern verhandelte selbstständig mit Stadtverwaltung und Bürgermeister.

1932 setzt die NSDAP nach ihrem Sieg bei den Gemeindewahlen die Schließung des Bauhauses durch, und für Margarethe begann eine lange schwierige Zeit. Kurz noch begleitete sie den Bauhaus-Umzug nach Berlin, siedelte dann aber an den Bodensee um. Hier pflegte sie ihren schwerkranken Mann und musste viele Jahre alleine und ohne feste Anstellung für die Versorgung ihrer beiden Kinder aufkommen. Erst nach Kriegsende gelang ihr 1946 die berufliche Rehabilitation mit der Übernahme der Leitung der Programmabteilung des Südwestfunks in Baden-Baden. Drei Jahre später wurde sie einstimmig als erste Frau zur Verwaltungsdirektorin des SWF gewählt. Diese Position musste sie leider aus gesundheitlichen Gründen 1952 aufgeben. Bis zu Ihrem Tod im März 1978 lebte Margarethe Sachsenberg auf dem Landgut ihrer Tochter in Wangen am Bodensee.